Gerd B. Ziegler Bewusstseins- und Lebensschule NEULAND: Seminare an Kraftorten im gesamten deutschsprachigen Raum
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„Im Fluss mit dem Leben sein“ bedeutet, den Weg der Einheit und zugleich der Gegensätze zu finden. Der Fluss des Lebens ist bestimmt von Erfahrungen der Freude, Schmerzen, Wut, der inneren Ruhe, des Vertrauens, der Angst, der Ohnmacht und der Kraft. Dieser Tanz der Gegensätze prägt uns im Innen und im Außen vom ersten bis zum letzten Augenblick des irdischen Daseins.
Uns ist dieses Gefühl des Fließens angeboren – alles ist vorhanden vom ersten Atemzug an. Nun dürfen wir durch einen Prozess der Klärung wieder dorthin finden. Diese Polaritäten, die das Leben prägen, wirken zusammen und schließen einander nicht aus. Die Klärung ist der Prozess, der uns erlaubt, alles, was den Fluss blockiert, zu integrieren.
Erst wenn wir aus dem Fluss geraten, merken wir, dass wir zuvor im Fluss waren. Die Stagnation motiviert uns zur Veränderung, „Healing“ ist der Teil dieses Prozesses, in dem wir die Bereitschaft und den Mut zeigen, den Weg der Klärung zu gehen.
Erster Schritt
Der erste Schritt beginnt mit der inneren Entscheidung, etwas verändern zu wollen, beginnt mit dem Loslassen des Alten, das ich nicht mehr brauche und das nicht zu mir gehört, das ich aber bisweilen aus dem Bedürfnis nach Liebe und Anerkennung aufgenommen habe. Oft habe ich es vielleicht integriert und geglaubt, dass ich so wäre, aber irgendwie hat es nicht meinem Naturell entsprochen. Beim Loslassen haben wir auch oftmals das Gefühl des Wider-standes. Es ist wie ein freier Fall ins Leere – ich weiß nicht, was passieren wird oder was mich erwartet. Was passiert, wenn ich mich so zeige, wie ich bin? Was passiert mit mir? Ich bin einfach anders – das ist die Herausforderung, sich zu entscheiden und Risiko anzunehmen. Das Leben ist Risiko. Die Veränderung überrascht, fordert heraus und verlangt Offenheit und Ehrlichkeit.
Zweiter Schritt
Im zweiten Schritt geht es um Vertrauen. Wir brauchen Vertrauen. Wo haben wir es verloren? Wo haben wir unsere Geborgenheit verloren? Können Sie sich erinnern? Meistens geschieht dies in der Kindheit. Und nun geht es darum, dieses Vertrauen wiederherzustellen. Der Weg dorthin ist, sich um das eigene „innere Kind“ zu kümmern. Das innere Kind ist der Botschafter der Intuition und der Lebensfreude. Wenn wir uns dafür entscheiden, ist es ein schönes Abenteuer. Das bedeutet, ich trage die Verantwortung für mein inneres Kind. Meine Sichtweise ist: „Es ist nie zu spät, eine glückliche Kindheit zu haben.“ Oft beginnt es mit der Reise zurück zur eigenen Geburt. Dieser zweite Schritt hat mit der eigenen Geburt zu tun und mit dem Hineinfühlen, wie die Beziehung zu meinen Eltern war. Welche Strategien und Muster habe ich entwickelt, um die Liebe meiner Eltern zu bekommen? Oft prägen diese noch heute unser Leben. Für die Heilung der Kindheit ist vor allem eines wichtig: Verständnisvoll zu sein, den eigenen Eltern und dem Umfeld gegenüber, denn jeder Mensch hat ein Bewusstsein, das die Summe seiner (sehr oft auch unangenehmen) Erfahrungen ausmacht, und jeder bemüht sich, so gut er kann. Unsere Eltern wurden auch von ihrem Familiensystem geprägt. Ein Kind ist nackt und hilflos, wenn es auf die Welt kommt. Es lebt und will leben, es trägt Urinstinkte in sich und hat Bedürfnisse. Das Kind ist vollkommen, wenn es auf die Welt kommt, und trägt in sich jene weiblichen und männlichen Aspekte, zu denen es durch die Eltern Zugang findet. Das Kind erwartet sich unbewusst von seinen Eltern die Perfektion, totales Verständnis und Geborgenheit. Alles, was es braucht, will es von ihnen haben.
Die Grundannahme ist, dass wir auf die Welt kommen mit der Aufgabe, über unsere Eltern einiges zu lösen, zu klären, zu verstehen und weiter zu entwickeln. Spannend ist die Beobachtung der Entwicklung eines Familiensystems über Generationen hinweg. Oft werden Themen über Generationen weitergeführt, die sich mit der Zeit immer deutlicher zeigen oder klarer werden und auf eine Lösung hindrängen. Der Weg zu sich selbst beginnt mit der Heilung der Kindheit. Das Loslassen der Eltern und das Ablegen von Schuldzuweisungen bedeutet, die Eltern anzunehmen für das, was sie sind, und zu erkennen, dass sie für uns manch Ungelöstes symbolisieren. Wir stecken oft fest in dem Glaubenssatz, dass wir nicht wie unser Vater oder unsere Mutter sein wollen. Aber wir haben sie wahrscheinlich auch deshalb ausgesucht, um in uns die Aspekte zu integrieren, die wir bei ihnen ablehnen. Hier beginnt die Heilung – ich übernehme die Verantwortung für mein inneres Kind, erziehe es neu und werde frei.
Dritter Schritt
Im dritten Schritt erkennen wir, wie wir die Beziehung zu unseren Eltern gestaltet haben. Es geht um Versöhnung, Loslassen, und wenn die Zeit reif dafür ist, um Verzeihen. Die Kraft des Verzeihens wird oft als Lösung aller Probleme erwähnt, aber auch als aktiver Prozess betrachtet. Verzeihen kann man sich wünschen und die Absicht äußern, aber es nicht einfach tun, wenn wir es wollen. Vielleicht wäre es besser zu sagen: „Ich bin bereit, dir zu verzeihen“, und die Zeit arbeiten zu lassen. Dieser Schritt der Heilung der Kindheit hat mit einer Erkenntnis zu tun: „Ich bin viel mehr, vielfältiger, viel reicher als meine Schmerzen, Verletzungen, Muster und mein Unwohlgefühl. Das ist nur ein Teil von mir. Ich bin viel mehr, denn ich kann mich weiter entwickeln, bis sich schließlich ein Geschenk darbietet.“ Das ist die Tür zu neuem Bewusstsein und Freiheit. Dieser Weg zur Freiheit ist im Grunde auch der Weg zur Selbstliebe. Solange ich nur im Außen Anerkennung und Liebe suche, ist eine Heilung schwierig. Wenn ich jedoch ein bisschen Liebe für mich selbst aufzubringen vermag, kann ich mich für mich und für meine Authentizität entscheiden. Ich bin auch eher in der Lage, „nein“ zu sagen, denn nur „ja“ zu sagen geschieht aus Angst, dass ich die Liebe meiner Nächsten verliere. Nunmehr entwickle ich aber das Gefühl und das Bewusstsein, dass, wenn ich so bin, wie ich bin, und mich so annehme, die anderen mich auch annehmen. Es entwickelt sich eine Art Resonanz.
Zu diesem Schritt gehört auch das friedvolle Abschiednehmen von allem, was gewesen ist: die Versöhnung. Das beginnt, wenn ich mich meiner eigenen Kraft besinne. Es hängt von mir ab, ob es mich ein Leben lang konditioniert, dass mich meine Mutter verlassen hat oder dass sie aus Angst bei meinem Vater geblieben ist. Ein Kind, das eine Realität lebt, denkt, dass dies die Realität sei, doch es ist nur eine Realität und dazu noch die Realität der Eltern. Ich kann immer wieder eine neue Bühne für mein Leben gestalten. Auf dieser Bühne führen meine Gedanken, meine Empathie, mein Herz, meine Intuition und meine innere Stimme Regie.
Vierter Schritt
Der vierte Schritt ist es, ein neues Leben zu beginnen und zu gestalten:
meine Gedanken und meine eigenen Absichten klären. Denn es ist bedeutsam, welche Absichten hinter meinen Beziehungen und meiner Lebensführung stehen. Wir sollten eine Absichtserklärung für das eigene Leben gestalten. Zu diesem Schritt der neuen Lebensgestaltung gehört es auch, die Kraft der Emotionen und Gefühle als konstruktiv zu erkennen. Wir kämpfen mit Wut, Traurigkeit, Verzweiflung, Ohnmacht. Wir wollen diese Gefühle nicht haben, aber wir sollten sie besser annehmen und integrieren, weil dort auch unsere Kraft steckt. Es gibt sehr viele Menschen, die die eigene Kraft nur spüren können, wenn sie wütend werden. Wenn ein Mensch das Muster hat, brav zu sein, ist er oft angepasst und still, reißt sich zusammen. Solche Menschen haben oft Wutausbrüche, weil sich diese Kraft staut, nicht auf ehrliche Weise hochkommen kann und blockiert ist. Der beste Schutz vor Krankheit ist, dass ich auch Gefühle wie Wut, Trauer, Widerstand, Verzweiflung und Angst zulasse. Mit der Angst bewusst umzugehen ist wichtig und die Arbeit mit dem inneren Kind macht es möglich, die Wurzel der Angst zu entdecken und sie zu heilen.
Fünfter Schritt
In einem fünften Schritt sollten wir den eigenen Körper und uns selbst annehmen. Der Körper ist unser Reisebegleiter durchs Leben und durch ihn passiert Heilung – durch die bewusste Wahrnehmung der Atmung, die uns den Zugang zur inneren Stille ermöglicht. Gegen die Stille haben wir oft eine innere Ablehnung. Jemand hat einmal gesagt, wenn du willst, dass ein Mensch seine Schatten integriert, lade ihn eine halbe Stunde in die Stille ein. Es gibt eine Abend-, eine Wochenend-, eine Winterdepression, d. h., wenn wir wenig beschäftigt sind, dann kommt Ungelöstes hoch. Wir suchen Ablenkung, weil wir die Stille nicht ertragen können. Die Stille ist der Zugang zu dem, was am tiefsten liegt. Wenn wir
die Stille zulassen, kommt vieles hoch, das wir integrieren sollten. Zu diesem Schritt gehört auch das Beobachten ohne Bewertung von sich. Die Selbstannahme über die Beobachtung: So wie ich bin, nehme ich mich an. Das, was ich spüre, bin ich nicht, das ist nur ein Teil von mir. Wenn ich hindurchgehe, kann ich es transformieren und verändern. Wenn der innere Beobachter positiv ist, kann er den inneren Kritiker und Saboteur verabschieden. Was zählt, ist das Hier und Jetzt. Dann habe ich die Chance, mir eine erfüllende Vergangenheit zu schaffen, bin in Frieden mit der Gegenwart und kann hoffnungsvoll der Zukunft begegnen.
Sechster Schritt
Der nächste Schritt ist es, sich neu zu erziehen. Die eigene Gedankenkraft, den eigenen Körper zu erziehen, und sich für die Führung öffnen, die im Leben ist und uns trägt. Diese Führung zeigt sich oft in Zufällen und Synchronizitäten. Von außen bekommen wir oft viele Hinweise. Sich „neu zu erziehen“ beginnt mit der Akzeptanz und Dankbarkeit für das, was da ist. Wir werden durchs Leben geführt. Die unsichtbare Führung ist immer da. Die Intuition erlaubt uns, sie wahrzunehmen und zu spüren. Es hängt sehr stark mit unserer inneren Ordnung zusammen. Je klarer du innen bist, desto leichter fällt es dir, die Deutungen zu verstehen.
Autorin: Dr. Ernestina Sabrina Mazza
weitere Infos: www.akademiebios.at
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