Expertin für die Arbeit mit dem Unterbewusstsein und Gründerin der It's ME Akademie.
6971 Hard - Vorarlberg
Schon einige Male haben wir im PULSAR über die „Luftautos“ der Firma MDI berichtet. Vor zwei Jahren waren meine Frau und ich auf Besuch beim Erfinder Guy Negre und seinem Team in Carros, in der Nähe von Nizza. Und auch heuer im Juli waren wir wieder an Ort und Stelle um die Lage zu erkunden: Gibt es die Firma noch? Werden noch Autos entwickelt und produziert? Wie lange dauert es noch bis zur Serienproduktion? Gibt es Lizenznehmer? Wie sieht es mit Österreich aus? Immerhin gibt es viele PULSAR-Leser, die sich sofort ein Auto kaufen würden. Jeder Interessent kann sich bei uns melden und wir werden diese schriftlich verständigen, sobald sich etwas Neues ergibt.
Da wir sowieso in Frankreich an der Cote d´Azur waren, haben wir die Gelegenheit genutzt und bei MDI angerufen. Wir vereinbarten mit Cyril Negre, dem Sohn von Guy Negre, einen Termin. Er ist zuständig für das Marketing und spricht außerdem recht gut Englisch. Carros befindet sich in der Nähe von Nizza und es gibt dort einen eigenen großen Stadtteil als Industriegebiet mit hunderten Firmen. Obwohl wir schon einmal dort waren, war es auch diesmal nicht leicht die Firma MDI zu finden. Leichte Zweifel sind in uns aufgestiegen – vielleicht gibt es die Firma gar nicht mehr, nur mehr einen Telefonanschluss? Aber letztendlich stehen wir vor den Toren der Firma MDI.
Wir betreten das Büro und verlangen nach Cyril Negre. Die Sekretärin erklärt uns in schlechtem Englisch, dass es noch eine halbe Stunde dauern wird. Okay, dann warten wir eben. Wir gehen etwas am Firmengelände herum und versuchen auch in der Halle etwas zu erspähen. Aber es dauert keine Minute, dann werden wir von einem Arbeiter regelrecht abgeführt – zurück ins Büro. Dort erklärt uns die Sekretärin, dass wir uns nur im Empfangsraum aufhalten dürfen. Anscheinend hat man bei MDI große Angst vor Spionage. Wir kommen uns vor wie im Gefängnis. Einmal erlaubte ich mir die Füße etwas zu vertreten und ging ein paar Schritte in den Gang hinaus, aber ich wurde prompt zurückgepfiffen. Gott sei Dank dauerte es nicht sehr lange und Cyril Negre tauchte auf. Er erkannte uns sofort und wusste auch dass wir von der Zeitschrift PULSAR waren. Wir gingen in sein Büro und fingen an ihm unsere Fragen zu stellen. Immerhin hat PULSAR das erste Mal schon 1998 darüber geschrieben und damals hieß es schon: „Im Herbst 1999 wird das Auto in Serie produziert, und zwar zuerst einmal in Mexiko.“ Mexiko hat nämlich als erstes eine Lizenz gekauft. Dies ist nun immerhin schon vier Jahre her und Auto fährt noch keines auf unseren Straßen, auch nicht in Mexiko.
Für die PULSAR-Leser, die das erste Mal von diesem Auto lesen, kurz eine Zusammenfassung: Guy Negre war im Formel 1-Geschäft tätig und zwar im Bereich Motorenbau. Er hatte die Idee ein komplett abgasfreies Auto zu bauen. Eine Möglichkeit sah er in einem pressluftbetriebenen Auto. Ein normaler Motor funktioniert so, dass ein Benzin-Luft-Gemisch im Zylinder explodiert und sich ausdehnt, d.h. die Kolben bewegt. Beim pressluftbetriebenen Auto dehnt sich einfach die hoch komprimierte Luft exlosionsartig aus und bewegt die Kolben im Zylinder. Unterschied: Ein normaler Motor entwickelt hohe Temperaturen und eine Menge an schädlichen Abgasen, das Luftauto extrem niedere Temperaturen und absolut keine Abgase. Am Zylinderausgang haben wir zwischen minus 40 und minus 90 Grad Celsius. Am Auspuff kommt dann frische gereinigte Luft (da diese noch einen Filter passieren muss) mit ca. 0 Grad Celsius heraus. Höchstgeschwindigkeit 110 km/h, Reichweite ca. 200 km bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 30 bis 40 km/h – also eigentlich nur für Stadt- und Nahverkehr gedacht. Über einen Kompressor kann dann innerhalb von 4 Stunden wieder die Luft nachgetankt werden.
Kostenpunkt für eine Tankfüllung: ca. € 3,–
Gründe für die Verzögerung
Cyril Negre erklärt uns das Hauptproblem für die Verzögerung: Die Firma MDI wurde mit Geldern von privaten Investoren gegründet. Die Devise lautete von Anfang an: Kein Geld von Banken annehmen. Da die finanziellen Mittel begrenzt waren, entwickelte MDI ein geniales Konzept. Es wurden und werden Lizenzen verkauft, obwohl noch kein Auto in Serie produziert werden kann. Mit der Lizenz erwirbt man das Recht das Auto zu produzieren und zu verkaufen, außerdem baut die Firma MDI ein Fabriksgebäude, stattet es mit allen Maschinen aus, die für die Produktion nötig sind, und schult das Personal und die Arbeiter ein. Da natürlich niemand bereit ist 10 Millionen Euro für eine Lizenz zu bezahlen, wenn es ungewiss ist, zu welchem Zeitpunkt die Produktion beginnen kann, braucht jeder Lizenznehmer nur eine Anzahlung leisten. Und genau mit diesen Geldern – den Anzahlungen für die Lizenzen – arbeitet die Firma MDI. Immerhin arbeiten ca. 40 Leute bei MDI und es entstehen monatliche Fixkosten von ca. 200.000,– Euro!
Lizenzen, die in der Luft liegen
Das Interesse war immer sehr groß. Sogar vier große Autokonzerne wollten eine Lizenz erwerben, eine davon wollte sogar 51% von MDI kaufen. Bis zum Jahr 2002 kamen 80 Lizenzverträge zustande, doch mit dem Geldfluss klappte es nicht so ganz. Nur 37 Firmen haben die Anzahlung für eine Lizenz geleistet, die restlichen 43 hat MDI storniert. Und hier sitzt das Problem: Hätten alle Firmen ihre Anzahlung geleistet, dann hätte MDI genug Geld um die Entwicklung voranzutreiben und dann könnte man im Sommer 2004 in Produktion gehen – wenn das Wörtchen „wenn“ nicht wäre. Tatsache ist einmal: zu wenig potente Lizenznehmer und damit zu wenig Geld. Dies führt zu einer Verlangsamung des ganzen Prozesses und es ist meiner Meinung nach nicht abzuschätzen, wann wir wirklich ein Auto kaufen können – es kann „nur“ ein paar Jahre dauern, aber auch viel viel länger (meine Frau rechnet mit 10 Jahren)!
Im deutschsprachigen Raum existiert bis jetzt nur ein Vertragspartner, der die Anzahlung auch tatsächlich geleistet hat, und der sitzt in der Schweiz. Mit Österreich sind nicht einmal Verhandlungen im Gange und in Deutschland sind Interessenten vorhanden. Außerdem gibt es jetzt auch in Deutschland ein unabhängiges Gutachten, das für die „Luftautos“ von MDI sehr positiv ausgefallen ist (Reichweite 160 bis 320 km, je nach Fahrweise und Straßenbeschaffenheit). In Deutschland gibt es ca. 250.000 Interessenten, nicht für eine Lizenz, sondern für den Autokauf. Mehr als 13.000 haben ein Auto schon vorreserviert. Das Interesse ist also sehr groß!
Die deutsche Firma „AirCar AG“ hatte eine Lizenz und wollte auch für Österreich eine erwerben. Aber bevor die Lizenz rechtskräftig werden konnte, geriet diese schon in Konkurs. Leider hatte sich AirCar AG darauf verlassen, dass das Auto sehr bald produziert werden kann. Doch der Zeitpunkt wurde von MDI immer wieder aufgeschoben und letztendlich hatte AirCar AG das Geld aufgebraucht (Fixkosten für Büro und Mitarbeiter, Werbung etc.) und musste Konkurs anmelden. Beim Europäischen Gerichtshof hat die AirCar AG eine Klage gegen MDI eingebracht, da es laut AirCar AG das Verschulden von MDI war. Cyril Negre beteuerte mir gegenüber, dass man dieser Firma gegenüber nie einen Zeitpunkt zugesagt hatte!? Ich hoffe nur, dass die Investoren doch noch ihr Geld zurückbekommen, da die Firma AirCar AG (laut ihren Angaben) rückversichert war.
Momentan gibt es in Deutschland nur eine Person, die laut Cyril Negre ernst zu nehmen ist – Lars-Oliver Weinberg. Cyril Negre erklärt uns, dass die Verhandlungen mit Herrn Weinberg sehr vielversprechend verlaufen. Möglicherweise sind genügend Gelder bis Ende des Jahres vorhanden, um die Anzahlung für die Lizenzen zu leisten, denn Herr Weinberg will die Lizenzen für ganz Deutschland. Wenn MDI ihm dann noch ein Auto zur Verfügung stellt, dürfte dem Projekt nichts mehr im Wege stehen und man könnte in Deutschland vielleicht schon Ende 2004 mit der Produktion beginnen (laut Herrn Weinberg). Mir gegenüber hat Herr Weinberg erklärt, dass er versuchen wird eine AG zu gründen, und mir glaubhaft zugesichert, die Gelder die bei AirCar AG investiert wurden in Vorzugsaktien umzutauschen, ohne weitere Kosten! Auch die Firma MDI hat vor einiger Zeit eine unabhängige Studie in Auftrag gegeben. Ein französisches Institut hat diese Studie durchgeführt mit durchaus positivem Ergebnis. Wir haben die Unterlagen eingesehen. Die Werte entsprachen zwar nicht genau denjenigen von MDI, doch immerhin, z.B. die Reichweite im Stadtverkehr ca. 115 km (MDI gibt 200 km an). Für Cyril Negre ist dies kein Problem: „Dann pumpen wir etwas mehr Luft in die Flaschen, oder wir vergrößern die Flaschen einfach“.
Der luftige Smart
MDI hat sich entschlossen zuerst ein kleineres Auto auf den Markt zu bringen, da die Nachfrage danach wesentlich größer ist – ein kleines Stadtauto, das „Mini-Car“. Der Prototyp ist schon ziemlich ausgereift und sieht auf jeden Fall besser aus als die vorigen Modelle, die sich ja mehr als Taxi oder Lieferwagen eignen. Das Mini-Car ist hingegen für jedermann geeignet, der in der Stadt oder im Nahverkehr ein Auto braucht, oder einfach als billiges Zweitauto. Dies wird sicher der größte Konkurrent zum Smart. Es ist nur 10 cm länger als der Smart, hat aber 3 Sitzplätze. Der Fahrer sitzt in der Mitte und hat rechts und links einen Beifahrer. Überzeugend ist auch der Kofferraum: 700 Liter, wenn man nur bis zur Oberkante des Sitzes einladet. Das Eigengewicht beträgt 550 kg, der Motor entwickelt 25 PS und schafft eine Spitzengeschwindigkeit von 110 km/h. Im Stadtverkehr fährt man momentan laut MDI 200 km (115 km laut dieser unabhängigen Studie aus Frankreich, 160 bis 320 km laut der deutschen Studie).
Das Chassis besteht aus Glasfaserkunststoff. (Natürliche Materialien wurden getestet, z.B. Hanf, doch es gibt Probleme mit der Feuchtigkeit – das Material ändert durch Feuchtigkeitsaufnahme sein Volumen). Es wurde uns auch ein Testmotor vorgeführt, an dem eine Viezahl von Messinstrumenten angeschlossen waren: Der Luftdruck wurde gemessen – in den Flaschen und im Zylinder, die Temperatur an verschieden Stellen, die Drehzahl, und, und, und. Guy Negre gibt etwas mehr Gas und der Motor erinnert mich jetzt an einen ganz normalen Benzinmotor, nur die Temperatur am Zylinderausgang liegt bei minus 90 Grad Celsius. Es ist ein 4-Zylindermotor mit einem kleinen Elektromotor. Dieser Elektromotor wird gebraucht, um aus dem Motor einen Kompressor zu machen, der dann wieder die Luft in die Flaschen bringt. Dadurch hat sich MDI jetzt den Kompressor gespart: Der Motor ist zugleich der Kompressor! Zum Schluss bringt Cyril Negre noch einige Fakten, damit wir die Zeitverzögerung besser verstehen können. Jede Autofirma bringt immer wieder neue Modelle auf den Markt. Diese neuen Modelle werden auch nur etwas abgeändert vom vorigen Modell, und trotzdem dauert die Entwicklung einige Jahre. Die großen Autokonzerne verfügen über genügend Geld für Forschung und Entwicklung. Der „Smart“ hätte ein Elektroauto werden sollen und ist jetzt ein normales Auto. Der Smart kam vier Jahre verspätet auf den Markt.
MDI hat wenig Geld, nur 40 Mitarbeiter und muss das ganze Auto bis ins kleinste Detail durchplanen, und nicht nur das, sondern auch die Fabrik mit all den Maschinen, die für die Produktion benötigt werden. Jetzt können wir nur hoffen, dass es trotz der Verzögerungen viele potente Interessenten gibt, die auch bereit sind mit Risiko ihr Geld zu investieren, damit wir möglichst bald mit einem abgasfreien Auto herumfahren können.
Autor: Kurt Bach
weitere Infos: www.pulsar.at
Kontaktadressen:
MDI, Cyril Negre
3405, 4. Avenue
F-06516 Carros
Deutschland:
Lars-Oliver Weinberg
Schustergasse 2
D-65439 Flörsheim
Tel.: 0049/6145/590-999-5
Österreich:
Zeitschrift PULSAR, Wutschdorf 89, A-8072 St. Ulrich
Tel.: 03135/80 90 20,
Fax: 03135/ 80 90 23
Herzlichen Dank an die Zeitschrift PULSAR, die uns immer mit interessanten Artikeln versorgt.
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