Sexualberatung verstehen

Die so genannte „sexuelle Revolution” hat zwar dem ersten Anschein nach eine Befreiung von vormaligen sexuellen Dogmen, Vorbehalten, Denkweisen und Vorurteilen bewirkt, aber es stellt sich im Kontext der Medizin, der Psychotherapie, der psychologischen und psychosozialen Beratung immer wieder heraus, dass längst nicht alle Tabus überwunden werden konnten.

Die Anerkennung von sexuell „Andersartigen“ im erlaubten Bereich ist noch immer nicht ganz gelungen. Sexualberatung hat sowohl die Sexualität der so genannten „Durchschnittsbürger*innen“ aber auch jene von Randgruppen zu beinhalten und geeignete Methoden für den offenen Umgang mit Sexualität in der Gesellschaft zu vermitteln. Viele Menschen, sei es in Paarbeziehungen aber auch in Bereichen außerhalb dieser, leiden an sexuellen Problemen und können ihre Wünsche nicht artikulieren. 

 

Ein konstruktiver Umgang mit Sexualität kann ein wichtiger Faktor im Leben eines Menschen werden und es ihm ermöglichen, andere Belastungen des Lebens besser zu verarbeiten. Dazu ist es erforderlich, dass Menschen eine Einstellung zur Sexualität gewinnen, die diesem Bereich angemessen ist. Die Ansichten zur Sexualität haben sich im Lauf der Geschichte der Menschheit fortwährend verändert. Sie waren nicht immer von Verständnis und Toleranz geprägt. Religionen, sittliche Haltungen und staatliche Vorgaben haben oft einen wenig konstruktiven Umgang mit Sexualität gepflegt. Menschen, welche andere Präferenzen im sexuellen Bereich aufwiesen, wurden immer wieder verfolgt, stigmatisiert, häufig aus der Gesellschaft ausgeschlossen und schlimmstenfalls getötet. Sexualberatung soll daher Toleranz fördern, Verkrampfungen lösen und Sexualität als etwas Gesundes zu erkennen geben. Professionelle Sexualberatung hat auch dabei zu unterstützen, Missbräuche zu verhindern und Menschen zu einem förderlichen Umgang mit Sexualität anzuleiten. Hochwirksame Sexualberatung kann auch Vorbehalte ihr gegenüber abbauen. „Moderne“ Sexualberatung soll somit auch einen wichtigen Beitrag zu einem besseren, offeneren und gesünderen Umgang mit der Sexualität leisten.

 

Aus diesen Gründen erscheint eine hochwertig umfangreiche Aus- und Weiterbildung auf diesem so bedeutenden Sektor der Sexualberatung für Mediziner*innen, Psychotherapeut*innen, Psycholog*innen, Psychosoziale und Berater*innen legitim und notwendig. Diese praktizierenden Personen sind heute mehr denn je umfassend und auf entsprechend hohem Niveau über professionelle Arbeit mit ihren Klient*innen zu informieren und weiter fortzubilden. Sozial kompetente und erfahrene Berater*innen haben Hilfestellung bei sexuellen Themen bzw. Problemen anzubieten und bei der Beantwortung von Fragen sexueller bzw. partnerschaftlicher Natur Hilfestellung zu geben. Die Berater*innen haben Menschen dabei zu unterstützen, ihre Prägungen und Präferenzen in ihr tägliches Leben möglichst positiv zu integrieren. Partnerschaften sollen dabei, falls dies gewünscht ist, erhalten und der Umgang / die Kommunikation miteinander verbessert werden. Ein bedeutendes Ziel einer Sexualberatung soll sein, dass Sexualität Freude bereiten, positive Energien vermitteln und zu einem angenehmen ausgeglichenen Leben beitragen kann. Die Sexualberatung, welche das weite Feld der Sexualität abdeckt und sich mit vielen Themen beschäftigt, erfordert fundierte Behandlung und Beratung der Klient*innen.

 

Autor: Peter Schweighofer Msc, Milton-Erickson-Akademie

weitere Infos: www.milton-erickson-akademie.com/ 

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